(geschrieben 30. Mai)
Vorweg die traurige Nachricht:
Wir haben uns schweren Herzens entschieden die Wiederaufnahme unserer Konzerttätigkeit auf Mitte 2021 zu legen.
Es ist ein harter Entschluss, denn wir leben von unserer Musik und stehen jetzt erstmal vor dem persönlichen/ finanziellen Aus, aber die Entscheidungen bezüglich der offiziellen „Lockerungen“ sind für uns als Band nicht stimmig.
Wir werden die Zeit nicht ungenutzt verstreichen lassen und werden versuchen neben dem Überleben auch neue Sachen zu entwickeln, neue Stücke, Projekte, neue Aufnahmen…
Wie immer könnt ihr uns über den paypal link unterstützen : https://www.paypal.me/gutspie oder einfach DVD´s CD´s, T-Shirts bei uns bestellen… und jede Idee zu Förderungen etc ist willkommen!
Nur am Rande bemerkt: ein Post zur sogenannten „Hilfe für Solo-Selbstständige“ wird folgen, denn das ist ein gesondertes Thema … nur so viel: es ist KEINE Unterstützung für Künstlerinnen, es ist vielleicht eine Hilfe für die Vermieterinnen von Proberäumen, für die Versicherungen etc… Die laufenden „Betriebskosten“ dürfen davon bezahlt werden, mehr nicht. Bei den Künstlerinnen kommt das Geld nicht an. Und wer die Hilfen aus der Not heraus für Essen, Miete und persönliches Überleben „missbraucht“, um den faktischen Verlust der Existenzgrundlage von eh schon prekären 100% auf 0% auszugleichen, dem drohen momentan laut Amtsaufklärung bis zu 5 Jahre Freiheitsentzug oder andere massive Strafen.
Die Entscheidung auch dann keine Konzerte zu spielen, wenn sie unter Auflagen möglich sein sollten, ist für uns aber auch eine politische Entscheidung. Denn in der Realität begünstigen die sogenannten „Lockerungen“ unserer Meinung nach die Entsolidarisierung – zwischen Läden, Bands und der ganzen Musiklandschaft. Vorher waren alle Clubs gleich, nun geht der individuelle Überlebenskampf los und einige sind gleicher oder lassen sich auf riskante Situationen ein, weil sie um ihr Überleben kämpfen. Die Läden und Clubs die zufälligerweise die richtigen Voraussetzungen haben (wie Aussengelände, viel Platz etc …und/ oder genug Finanzreserven im Hintergrund haben, werden überleben. Der kleine dunkle Kellerclub eben nicht. Und das tut weh. Wir haben grossen Respekt vor Läden wie dem Sonic Ballroom, die trotz Existenzangst klipp und klar gesagt haben, dass das Konzept der Lockerungen für sie nicht anwendbar ist. Respekt auch vor den Festivals, die schon sehr früh von sich selbst heraus abgesagt haben. Wir können aber auch die Not derjenigen verstehen, die erstmal abwarten wollen und zum Teil noch darauf hoffen, dass vielleicht doch noch was möglich sein wird….
Neben dem Aspekt, selbst zur potenziellen Risikogruppe zu gehören, haben wir keine Lust das Booking-Spiel mitzumachen “welche Band lässt sich auf die wenigsten Safety-Konditionen ein“ – Das fängt jetzt schon bei Anfragen an, und es ist ja vielleicht aus der Sicht mancher Veranstalterinnen auch verständlich das abzufragen, trotzdem fühlt es sich scheisse an, wenn man dann den Eindruck hat, als Band zu „zickig“ zu sein und nicht cool genug drauf ist, den „ganzen Corona Quatsch“ nicht mitzumachen….
Wir hatten schon Konzerte abgesagt, bevor es eine behördliche Entscheidung dazu gab, weil wir es richtig und wichtig finden die Ausbreitung des Virus zu stoppen und nicht auf „Herdenimmunität“ zu setzen, die die Gefährdung von Hunderttausenden in Kauf nimmt – und vor allem die Gefahr von zig Mutationen des Virus mit sich bringt.
Die kopfschüttelnde Reaktion einiger war wie ein Vorbote der „Verschwörungs-querfront“ die damals schon zu ahnen war.
Wir haben letztens ein sehr schönes Stream Konzert (https://youtu.be/WBHOPXygDpg) zum 8.Mai gemacht, bei dem die Veranstalter*innen super cool mit allen Vorkehrungen waren. Und für uns war es schön mal wieder mit lautem Sound und Licht zu spielen… Aber das Konzert war von der Resonanz her ein bisschen so, wie wir es erwartet und befürchtet haben: auf Video transportiert sich die Musik und Atmosphäre, die wir machen nicht. Es ist schön anzusehen, aber…. nicht es ist nicht das was wir erreichen wollen mit unserer Musik.
Streaming funktioniert über persönliche Ansprache oder bei Musik, die man nett im Hintergrund laufen lassen kann. Durch meine (Jean) Erfahrung mit UNICORN PARTISANS (https://youtu.be/f0AQT6WfOK0) kann ich bestätigen, dass das für einige Projekte gut funktionieren kann, für GUTS PIE EARSHOT ist es unserer Meinung und Erleben nach ungeeignet, das liegt wohl in der Natur der Sache, wie wir Musik machen.
Uns vor diesem Hintergrund vorzustellen, in Läden zu spielen mit den (absolut sinnvollen!!) Einschränkungen … Abstand, Kontrolle, Helligkeit, das macht für uns keinen Sinn, wir machen Musik, die vom gemeinsam bewegen, von tanzen, schwitzen, loslassen, von der Euphorie lebt… Das ist unter keinen Umständen möglich unter den nötigen Massnahmen.
Und so wollen wir uns freuen auf eine „Zeit danach“, in der wir alle viel Kraft für die Folgen der momentanen Situation brauchen werden, denn uns ist klar, dass die Folgen finanziell wie politisch wie immer von den sowieso Benachteiligten getragen werden sollen…
Wir werden ein grosses Bedürfnis nach Sound, Lautstärke, Feiern, Umarmen, Schwitzen haben….
Ihr werdet hier natürlich noch weiter von uns hören …
Bleibt gesund und solidarisch!
